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Circuit Goodyear, Colmar - Berg II

(Die alte Dame bekommt mehr Falten)

DHM zweiter Lauf 13./14.05.2017

Pünktliche Anreise

Martin, der geniale Altenpfleger, hatte die alte Dame EGLI Kawasaki im Frühjahr auf die neue Wandersaison vorbereitet. Ihre Herzklappen waren teils erneuert, teils neu eingestellt und der Rhytmusgeber (medizinisch: Sympaticus) war auf zurückhaltende Gangart programmiert.

„Ich fahre am Freitag um 7:00h los!“. Angesichts letztjähriger Anreiseprognosen, die sozusagen nur im Datum etwas ungenau waren, hatte Martin, der den Altentransport per Wanderdüne mit Hänger durchführte, sich eine Ankunft in Colmar-Berg in Luxembourg vor 17:00h vorgenommen. Damit wäre er für die technische Prüfung der Wandertauglichkeit der Dame EGLI pünktlich gewesen.

Auf telefonische Nachfrage seines Standortes Freitags um 16:00h teilte er lakonisch mit „Wiesbadener Kreuz – hatte zwei Staus“.

Für die ersten 58 Km brauchte der arme Kerl demnach neun Stunden. Er musste das Gefährt zwischendurch geschoben haben, denn anders wäre ein Schnitt von 6,44 Km/h ohne Kupplungsschaden nicht zu erklären.

Hier ists geschafft: die alte Dame EGLI Kawasaki darf runter.

Immerhin hatte er vorsorglich sein Erinnerungsvermögen geschult und sich zurück besonnen, wie man die überflüssigen Werkstore von Goodyear auslassen und direkt zur Wanderstrecke finden konnte. Bravo! Er war schließlich nur eine Stunde nach Ende der ärztlichen (technischen) Wanderprüfung am Freitag - mit der alten Dame im Schlepp - da. (Der Schnitt der Reststrecke war deutlich auf etwas über 60 Km/h gestiegen).

Horst und Jürgen hatten zur Verkürzung der Wartezeit die Eingebung, Luxembourgs Altstadt zwecks Testung lokaler Weine und Verzehrs einer Käseplatte, einen Besuch abzustatten. Die Wirkung dieser Maßnahme sieht man am unteren Teil von Jürgens T-shirt.

Leider kauft er immer wieder solche Hemdchen aus Ballonseide, die ihrem Namen dann auch Ehre machen.

Schlafen und üben

Viele der letztjährigen Kavaliere waren auch wieder hier, obwohl sich so eine Alterswander-gruppe hie und da durch natürliche Auslese langsam reduziert.

Insbesondere der La Verda – Paule hatte sich wider chic gemacht. Wenngleich seine Kreativität altersbedingt etwas nachlässt = er hatte im Prinzip dasselbe orangefarbene Outfit an, mit dem er schon im Vorjahr auf sich aufmerksam machte.

La Verda ist demnach (s)eine gleichfarbene Dame, die zwar sauber, aber – obwohl italienischer Herkunft - in der Wahl der Garderobe auch schon nachlässt (# X 22; Laverda Endurance). Wander - Funktionskleidung ist aber auch meistens ziemlich grell. (Vom Namen her müsste sie eigentlich grün sein).

Seine liebe Frau Marlies (die sich unverständlicherweise Marion nennt) sollte hier mit ihrem guten Geschmack mal Einfluss nehmen.

Leider gibt es an der Strecke in Colmar – Berg keine gemütliche Unterkunft für ältere Damen und so übernachtete EGLI Kawasaki im Freien. Aus Erfahrung hatte Martin diesmal seinen Armeeschlafsack und eine wunderbare Strickjacke seiner lieben Frau Annette dabei. Also guter Schlaf vor dem ersten Übungstag.

Eheprobleme

Horst und Jürgen wichen den Niedertemperatur-Bedingungen in Colmar-Berg aus und übernachteten in Schrondweiler in der ‚Epicerie am Duerf‘ in der Rue Principale 17.

Hört sich nach französisch-deutschem Dialekt an: ist Luxembourgisch für ‚Tante-Emma-Laden-mitten-im-Ort‘. Und tatsächlich waren wir Großstädter ins Mittelalter zurückversetzt und waren auch sofort kaufbereit aufgrund des bunten und geschmackvoll arrangierten Warenangebotes. Auch das Frühstück im Laden war exzellent und ist mit seiner gemütlichen Atmosphäre absolut zu empfehlen. Nur im Zimmer schienen die eheähnlich schlafenden zwei Ehemänner lärmtechnisch auf Ruhestörung programmiert zu sein.

Jürgen kann besonders gut erschöpft nach dem üblichen Eheritual einschlafen, aber Horst bot ihm diese kleine Dienstleistung nicht an. Er legte sich auf Links, sagte ‚gute Nacht‘ und ließ nur kleine Töne der schläfrigen Zufriedenheit heraus. Der Wandertrainer der EGLI machte dagegen ordentlich Lärm, störte sich aber dermaßen an der fehlenden Entspannung, dass er eher wenig und schlecht schlief.

Probe

Samstagfrüh holten wir die Untersuchung der alten Dame EGLI Kawasaki nach und wurden zum Mitlaufen zugelassen. Was man so ‚Mitlaufen‘ nennt. Sie marschierte sehr ordentlich im Grundtempo und war von den Zeiten her stets vorne mit dabei.

La Verda mit dem Paule ließ es auf Rang 7 langsamer angehen. Er machte geltend, dass ihr Herz reichlich alt und seit zehn Jahren nicht mehr kontrolliert worden sei: „da fehlt es oben herum auf der langen, Geraden“. Was meint er? – den Busen?

Das Wetter meinte es wirklich gut und Sonne, Wolken, Wind komponierten ideale Sportbedingungen. Um 15:10 h fand nach einem flotten zweiten Übungswandern der Lauf zur Qualifizierung für den Wettbewerbstag (Sonntag) statt. Aber nicht lange. Bereits in der Aufwärmrunde versuchte der Fahrersprecher der Klassen BMO mit dem holländischen Namen seinem Vordermann klar zu machen, dass sein Heck so nicht bleiben könne und veränderte es mit seinem Vorderrad dergestalt, dass er selber mit mehreren erstaunlichen Bewegungen in freier Luft die Qualität des angrenzenden Rasens prüfte. Kaum gelandet hielt er ein Erschöpfungsschläfchen und weil man ihn nicht ungesunderweise schnell wecken wollte, stoppten die Wanderteams am Start und harrten der Dinge. Am Ende wurde es das Ende des Tages mit einer Wiederholung des Qualifikationstestes. Gottseidank konnte der BMO Sprecher-Fahrer seine Sprecherfunktion noch am gleichen Tage wieder in alter Munterheit aufnehmen.

Ein wunderbarer Freund und Ratgeber: Friedel Bleifuss.

Falten und Kratzer

Martin hatte den Herzschrittmacher im zweiten Training auf ‚schnell‘ und ihn dann wegen Rauigkeit der Herzarbeit wieder etwas zurück auf ‚normal flott‘ gestellt.

Man muss wissen, dass hier die Übung im schnellen und gleichmäßigen Umrunden einer Wanderstrecke liegt und die Prüfung dann bestanden ist, wenn die erwanderte Zeit im Rahmen der Zeiten der gesamten Wandertruppe nicht allzu langsam ist.

Jürgen meinte „dann wollen wir die alte Dame EGLI Kawasaki mal schonen – ich komme nach vier/fünf Runden rein, das reicht für die Quali“.

Nachdem er flotte vier Runden gefahren hatte, schaute er gen Himmel und befand den Tag für gut, dankte dem Schöpfer für ‚sichere Reise‘ – und vergaß, dass am Ende einer langen Gerade bei einem Rundkurs unweigerlich eine Kurve kommt. Weil es bei der Bremsaktion sich nicht so auszeichnen konnte wie das Vorderrad des Laufwägelchens, machte das hintere ‚auf beleidigt‘ und quittierte in der Kurve den Dienst. Mit ärgerlichen Folgen. Die Dame EGLI stand in der ersten Reihe auf Platz drei – wenn sie denn am nächsten Tage hätte starten können.

Es profitierte wieder mal La Verda (X22, s.o.), die in der 2. Reihe genau dahinter nunmehr ein freies Plätzchen vor sich hatte. Genau richtig für Paules regelmäßige Frühstarts.

Eigentlich hätte EGLI mitwandern können. Wer stört sich schon an einem Lenker, der nach rechts zeigt und geradeaus fährt. Oder an einem Gaszug, den man – wie der Name es sagt – direkt mit der Hand ziehen muss anstatt einen Griff zu drehen. Jürgen, der alte Sack, war einfach schlicht zu faul, sich der Herausforderung zu stellen und mit ein paar kleineren Unzulänglichkeiten den anderen Kavalieren und ihren Ladies trotzdem die Harke zu zeigen.

Immerhin war er mit der alten Dame, nach dem päpstlichen Bodenkuss in der Kurve, noch aus eigener Kraft zum Ausgang zurückgefahren. Allerdings hatte seine Eitelkeit einen mittleren Infarkt erlitten und griesgrämig wiederholte er etwas von ‚verdammtes Öl‘ oder ‚schmaler Reifen‘. So ein Gehwägelchen hatte eben seine Tücken.

Der Wettergott meinte es am Sonntag richtig gut. Die Teilnehmer waren vom Vortag doch recht angestaubt und schmutzig, so ließ er behufs intensiver Wasserstrahlreinigungsvorgänge die Wolken ihre Nässe übers Land schütten. Dafür wurde er von den Luxemburger Landwirten wegen zuvor langer Trockenheit einhellig gelobt.

Der alarmgelbe Paule (Frank Albert) trieb seine Dame La Verda sehr früh startend (wie immer) beherzt zwischen den hasenfüßigen Trockenwanderern hindurch und marschierte von 7 auf 4. Respekt!

Vom zweiten Lauf gibt es keinen Augenzeugenbericht, weil Martin der alten Dame Bettruhe und Rückkehr nach Hause verordnete.

Resumee: Sie ist noch immer flott genug für die DHM, wenn aber ihr Trainer schläft, kann sie nach dem Aufrappeln ziemlich beleidigt sein.


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