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Motorland ARAGON, Alcaniz (EGLI Kawasaki spürt Rückenwind) Europea

Planen und anreisen

Die erste Nachtwanderung in den Belgischen Wäldern bei dem Badeort Spa war besser als gedacht gelaufen. Da die Zeit Wunden heilt, hatte die alte Dame EGLI Kawasaki (X26) ihrer körperliche Präsenz und ihr stetes Durchhalten in angenehmer Erinnerung. Auch die sympatischen Kerle mit der schnellen Guzzi (# 399) waren wieder da um der Dame EGLI K. ihre Begleitung beim Wandern anzubieten. Dazu einige andere, die bereits in Le Castellet und in Spa in der Wandergruppe dabei waren. Das Wiedersehen war zwar – wie stets der Vorbereitung geschuldet - etwas kühl (alte Damen bleiben ohnehin etwas auf Distanz zu Kavalieren deren Absichten sie nicht kennen) aber freundlich. Nur dieser Schweizer, der mit der jüngeren Schwester und einem abartigen Motor (# 77; EGLI-Suzuki) unterwegs war, freute sich riesig, die nahe, aber deutlich ältere und in die Jahre gekommene Verwandte wieder zu sehen. Alte Tanten sind eigentlich nur dann beliebt, wenn sie mit Geschenken die Jugend verwöhnen.

Vertrauensarzt Martin R. hatte nach einem Kurzbesuch von EGLI K. in Hockenheim (DHM-Lauf 16.-18.09.2016) festgestellt, dass ihr Herz gelitten hatte. Die Auslage hoch begehrenswerter Waren und mehr noch deren durchgestrichene und reduzierte Preise hatten eine Herzklappe nebst Schließmuskel (Ventil/-sitz) durch unsachgemäße Hektik geschädigt. Also Vorsicht bei Einkaufstouren und kurzen Gängen älterer Damen!

Immerhin hatte sie dort nur einen jüngeren einbeinigen Kavalier mit schneller holländischer Prothese und einem ähnlich robusten Herzen (# X48; Bakker Kawasaki) in Puncto Geschwindigkeit vorgelassen. Aber sie war auch gleichmäßig gewesen und kam in dieser Auswertung hinter einem Herrn aus Nippon (# X24; 750er Honda), der aber Lichtjahre langsamer war, in die Wertung des gleichmäßigsten Wanderers. Es stimmt also: schnell = gleichmäßig (Mädels sowieso).

Spanisch nirgendwo

Wenn man im Alter noch die Unruhe zur Bewegung und Reiselust verspürt, vertraut man sich geeigneten Organisatoren (European Classic Series; DG Sports) an. Dies war ja auch schon in Belgien (Spa) und in Frankreich (Le Castellet) der Fall - mit durchaus guten Erfahrungen.

Je professioneller solche längeren Tag- und Nachtwanderungen organisiert sind, desto wahrscheinlicher ist, dass Rasten und Übernachten sicher funktionieren. Dieses Mal hatten die freundliche Dame Caro und der freundliche Herr Alexandre zum Wandern ins schöne und noch warme Zentralspanien nach Alcaniz (Motorland ARAGON) geladen = Trockensteppe mit Hügeln.

1.633 Kilometer vom trauten Heim entfernt lag dieser wunderbare Punkt aufregender Zerstreuung entfernt. Wie reist man da an? Natürlich wie beim ADAC: huckepack im Krankenwagen einer süddeutschen Nobelmarke, der im Namen schnelles Rennen verspricht (Mercedes Sprinter). Und der Notarzt fuhr gleich mit: Martin. Hier sogar mit seinem Assistenten Joachim, der extra aus Köln angereist war um dann die Dame EGLI K. mit zu versorgen (Atemnot während der Fahrt oder Verdauungsprobleme – man weiß ja nie).

Sein Navi-System stellte zwar immer noch den Betrieb an der deutschen Grenze zum Ausland (hier zunächst Frankreich) ein; aber dieses Mal fuhr ja ein Navigator mit! Joachim war in der Lage gesprochene und aufgemalte Hinweise seines intelligenten Funk-Telefons auszuwerten und Schlüsse über mögliche Abzweigungen von der Autobahn zu ziehen. Solcherart ist nunmehr ein Eintrag im Guinness Buch der Rekorde für überpünktliches Erscheinen angebracht: Zwei Stunden vor Eröffnung der Zimmer (kurz und despektierlich ‚Box‘ genannt) und Einlass in die ärztliche Kontrolle waren die

Drei in Alcaniz. Respekt!

Horst, Sönke, Jürgen, Joachim, Martin

Martin, Jürgen, Sönke

Qual(i) und Ärger

Trockenheit und Wärme sind gut für die Atemorgane und das Befinden älterer Ladies. Allerdings muss auch der Schrittmacher mitziehen. Dieser war bockig, sorgte für dramatische Wiederbelebungsszenen und das Ärzteteam nebst Begleitung empfahlen zwischendurch schon mal geeignete Bestattungs-unternehmer zu suchen. Doch das Herz der alten Dame, das Martin R. vor der Reise mittels neuer Herzklappen (geliehener Zylinderkopf/Ventile) wieder zum Laufen gebracht hatte, fing wieder an zu schlagen und zeigte einen durchaus kräftigen Puls.

Sönke und Martin

Joachim

Bei dieser Aktion leistete unsere Schweizer Verwandtschaft enorme moralische und praktische Hilfe. Freundliche Ratschläge wurden durch das Angebot eines unbenutzten Schrittmachers unterstrichen (Beat Wicki; # 77) obwohl die eigene Kraftmaschine unter hohem Blutdruck litt. Dort entschloss man sich kurzerhand zunächst zum Eingriff am offenen Herzen und dann zum rasenden Import eines transplantierbaren Organs, das aus der heimischen Schweiz über Nacht eingeflogen werden musste und 10 Stunden später zum 2. Gesamtrang in der Jahreswertung führte.

Nachdem die Unbequemlichkeiten vorbereitender Wanderungen mit diversen Durchzählungen der Vollständigkeit der Gruppe überstanden waren und die nörgelnde Dame von ihren Lotsen Sönke G. und Jürgen L. immer wieder getätschelt und motiviert worden war, durfte sie dann doch als vorletzte starten. Bei der Wanderaufstellung dann die Überraschung: der Kavalier, der ebenfalls mangels elektrischer Starteinrichtung beim Loslaufen angeschoben werden musste, hatte sich zurückgezogen. Ausgerechnet der hübsche Kerl, der ähnliche körperliche Reize aufwies wie EGLI K. (# 99; Bimota). Das war ärgerlich, war damit doch die ewige Tradition der alten Lady gebrochen, nie als Letzte anzukommen – geschweige denn zu starten.

Hundekot und Bananenschale

Tiefroten Hauptes und sämtliche Vorgaben langsam zu starten und dann durch zu halten zum Trotz donnerte sie los. Einige der unhöflichen Stoffels vom letzten Mal kamen da nicht mit und von den 31 am Start kamen auch nur 23 an. Die Dame EGLI K. (# 26; Flying Classics) immerhin als 18. insgesamt und in ihrer Altersklasse als 4.

So was nennt man ‚Reaktion zeigen‘ bei Sportarten, die auch nur mit den Füßen stattfinden.

Am Ende der Saison 2016 war sie immerhin 7. in Ihrer Wandertruppenaltersklasse:

Allerdings sollte mal ein Sphinkter – Trainer her. Auch wenn man darüber eigentlich nicht spricht, aber sie wurde etwas ‚undicht‘ während der vierstündigen Wanderung, die auch hier im Dunkeln endete.

Warum kann man das eigentlich nicht besser planen? Da braucht man zwei! funktionierende Stirnlampen und gleiches am Hintern (natürlich in Rot – das passt dann schon wieder zur Garderobe).

Gott sei Dank hatte sie einen Tampon an, der sämtliche Körperflüssigkeiten aufnehmen konnte. Das sind dann mal gut und gerne 5 Liter.

Andere sollen ja von solchen peinlichen Vorgängen nichts merken. Bei ihr waren es auch nur ein paar Spritzer ins Höschen. Allerdings gab es Teilnehmer, die die Wanderstrecke ordentlich einschmutzten. Das ist dann wie Hundekot und Bananenschale in einem.

Horst, der sich wie stets unentbehrlich machte, sorgte für die Kommunikation. Tatsächlich hatte er vor während und nach der Wanderung ein mobiles Wanderzeitenanzeigegerät, mit dem man sogar telefonieren konnte, vor den Augen. Also Nummer heraushalten, tanken oder andere Boxenleistungen waren dieser wichtigen Funktion unter zu ordnen. Und so konnte er Sektorenzeiten, Standzeiten bei der Zwischenrast, Zeiten anderer Wanderer und die Bewegung der alten Dame im Feld und Wald (Quatsch = Steppe) ständig im Auge behalten. Auch die Ankunft, die mit einer karierten Fahne angezeigt wird, sah er online. Allerdings war das erste Bier dann nicht mehr virtuell.

Ausklang

Bei dieser Wanderung verabschiedeten sich zwei große Lotsen von dem Wanderzirkus:

Richard Hubin und Beat Wicki

gaben bekannt, fürderhin nicht mehr an so langen Touren teil zu nehmen. Das ist sehr schade. Zwei, die stets vorne mitgewandert sind hören auf. Ein Verlust für alle – auch für die alte Dame, die die beiden stets von hinten beobachtete und ihren schwungvollen und flotten Stil schätzte. Wieder zwei weniger, mit denen man anbandeln könnte.

Sönke G. und Jürgen L. fügten sich dem Kommunikator Horst S., der früh wieder den Rückweg über Barcelona antreten musste und begleiteten ihn am Sonntag nach der langen Wanderung dorthin.

Der Altstadtbesuch in Barcelona wurde fahrerisch zum zentralen Erlebnis: Eine Fahrradrikscha – bis 400 Kg zugelassen und von einem 38jährigen Afghanen pilotiert, der mit einer 22jährigen Spanierin verheiratet war, in Mallorca am Ballermann in 4 Jahren perfekt Deutsch gelernt hatte, befuhr die Altstadt in einem Tempo, dass Horst und Sönke nach 500 Metern ausstiegen und den armen Jürgen zum Hotel hin und zurück alleine fahren ließen. (Er brauchte dort zurückgelassenes Geld und Drogen für den hohen Blutdruck).

Der Rikscha-Fahrer unterbot dabei die Rekordmarken für den Kilometer stehend, fahrend, für die engste Kurvenfahrt und die längste Schuhabsatz-Schleifspur beim bremsen.

Rikscha-Mann, Jürgen, Horst

Horst, Sönke

Als die Drei wieder vereint waren weinten sie vor Glück, tranken erst Bier, dann Wein, aßen sauer eingelegte Sardellen, Oliven und Käse und fraßen dann eine Riesenpfanne Paella mit Seegetier so, dass es vorbeigehenden Passanten schlecht wurde und man die Drei seitens der Restaurant-Betreiberfamilie aufforderte doch bald wieder zu kommen.

Das werden sie auch tun.

Fazit

EGLI Kawasaki hat im ersten Jahr ihrer Wiederbelebung gezeigt, dass sie international ausdauernd und noch genügend flott mit den älteren Semestern wandern kann. Und ihre Piloten, Medicals und Organisateure auch.

Sönke, die alte Dame EGLI Kawasaki (ganz links) und Jürgen (schwarz-gelb und humpelnd am Ende der Startaufstellung) – beim Start


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